Forschungsprojekt Wohnungseinbruchdiebstahl

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Forschungsprojekt Wohnungseinbruchdiebstahl
Die Nähe zur Autobahn hat in Großstädten keinen Einfluss auf die Auswahl der Tatorte.

Dies ist eine Erkenntnis des europaweit umfangreichsten Forschungsprojekts zum Thema Wohnungseinbruchdiebstahl (WED). Die Ergebnisse gehen über die bisher bekannten Daten hinaus.
Der Basisbericht der KKF zum Forschungsprojekt WED wurde jetzt fertig gestellt. Die Ergebnisse erlauben differenzierte Aussagen zu Taten und Tätern. Das Projekt lief insgesamt drei Jahre.
LKA NRW

Fragestellung: Kann aus Informationen am Tatort eine Verbindung zu Tatverdächtigentypen hergestellt werden?

Im Fokus des Forschungsprojekts standen vor allem Indikatoren, die zur Differenzierung zwischen professionell agierenden Tätern und schlichten Begehungsweisen geeignet sind. Darüber hinaus wurden weitere Einzelfragen geprüft, wie beispielsweise die Rolle der Autobahnnähe bei der Tatobjektauswahl, die Anziehungskraft bestimmter Tatorte sowie die Struktur der Beute.

Methode

Die Untersuchung basierte auf einer quantitativen Analyse von über 7 500 staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsakten (Zufallsauswahl geklärter und ungeklärter Fälle) des WED aus den Jahren 2011 und 2012, sodass die Ergebnisse repräsentativ für den Wohnungseinbruchdiebstahl in Nordrhein-Westfalen (NRW) sind. Mit Hilfe statistischer Verfahren wurden Informationen zu Tatorten, die prinzipiell an jedem Tatort vorliegen und in Tatbefundberichten dokumentiert werden, mit Daten zu den Tatverdächtigen systematisch in Beziehung gesetzt.

Auszug aus den Ergebnissen des europaweit umfangreichsten Forschungsprojekts zum WED


Geklärte und ungeklärte Taten unterscheiden sich in ihrer Struktur deutlich. Erkenntnisse aus geklärten Taten können daher nicht auf ungeklärte Taten übertragen werden. „Beziehungstaten“ verzerren diesen Vergleich und müssen gesondert betrachtet werden. (Eine Vorbeziehung liegt in diesem Sinn vor, wenn das Opfer Familienangehöriger, Verwandter, (Ex-) Partner, Arbeitskollege, Nachbar oder flüchtiger Bekannter des Tatverdächtigen ist.)


Falltypen: Vier Falltypen konnten gebildet werden, die sich hinsichtlich zentraler Tatmerkmale zum Teil erheblich unterscheiden. Die geringsten Unterschiede bestehen zwischen den ungeklärten Fällen und den geklärten Fällen unter Mitwirkung eines Tatverdächtigen mit osteuropäischer Staatsangehörigkeit. Die größten Unterschiede bestehen hingegen zwischen ungeklärten Taten und Beziehungstaten.


Wiederholungstatorte: Tatorte haben eine hohe Anziehungskraft für weitere Täter. Alleinstellungsmerkmale für Wiederholungstatorte konnten jedoch nicht identifiziert werden.


Versuche: Störungen des Täters sind bei jedem vierten Versuch der Grund für die fehlende Tatvollendung. Versuche haben daher ein großes Hinweispotenzial, denn auch Profis scheitern beim Eindringen.


Verhalten im Tatobjekt: Die effiziente Durchsuchungsstrategie der Schubladenschränke sowie die Schaffung von Fluchtmöglichkeiten und Maßnahmen zum Schutz vor Entdeckung sind Kennzeichen professionell agierender Täter.


Beute: In Großstädten wird mehr Beute erzielt als in kleineren Gemeinden. Die Höhe und v. a. die Struktur der Beute stehen in einem Zusammenhang mit der Zugangsart und dem Verhalten im Tatobjekt. In zwei von drei Fällen ist Schmuck Bestandteil der Beute und trägt mehr als die Hälfte zum Gesamtwert der Beute bei. Dies trifft jedoch nur auf ungeklärte Fälle und die geklärten Fällen unter Beteiligung eines Tatverdächtigen mit osteuropäischer Staatsangehörigkeit zu.


• Professionelle Täter hinterlassen ihre Handschrift (u. a. Zugangsart, Verhalten im Tatobjekt, Beute) am Tatort.

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse erlauben differenzierte Aussagen zu Taten und Tätern, die weit über bisher vorhandene Daten hinausgehen. Der Anteil von Taten, der professionell agierenden Tätern zugeschrieben werden kann, ist bei den ungeklärten Taten größer als bei den geklärten Taten. Die hohen Fallzahlen sind daher tendenziell auf professionell agierende Täter zurückzuführen. Aus den Ergebnissen ergeben sich demzufolge Handlungsempfehlungen für die Prävention, die statistischen Erfassungsregeln, die Priorisierung von Ermittlungen und für gesetzgeberische Maßnahmen.

Der "Basisbericht zum Forschungsprojekt WED" liefert umfangreiche Ergebnisse.

Weitere Informationen

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110