Es ist wissenschaftlich belegt, dass ein/e „Intensivtäter/in“ durchschnittlich bis zum 25. Lebensjahr etwa 100 Opfer bestiehlt, beraubt, verprügelt oder anderweitig schädigt. Das bedeutet: viele Straftaten, viele Opfer, hohe Kosten für die Gesellschaft und wenig Perspektive für die Täter/Täterinnen.
Deshalb startet nun auch im Kreis Heinsberg die Landesinitiative „Kurve kriegen“ mit dem Ziel: Frühe Hilfe statt späte Härte.
Am 1. Dezember 2021 nahmen zwei Beamte der Kriminalprävention der Polizei Heinsberg und drei pädagogische Fachkräfte ihre Arbeit im Rahmen der landesweiten Initiative auf.
Durch ein umfassendes Risikoscreening von Polizei und pädagogischen Fachkräften können besonders gefährdete Kinder und Jugendliche, in der Regel im Alter von 8 bis 15 Jahren, bereits frühzeitig erkannt und angesprochen werden.
Beim Screening werden neben den strafrechtlichen Auffälligkeiten insbesondere die Lebensumstände der jungen Menschen betrachtet.
„Der frühzeitige, individuelle Ansatz ist wichtig, um Verhaltensänderungen herbeizuführen“, erklärt Kriminalhauptkommissar Jakob Liebernickel, der polizeilicher Ansprechpartner für das Projekt ist. „Kurve kriegen“ sei kein Intensivtäterkonzept, sondern setze an, wenn Kinder Gefahr laufen, sich in diese Richtung zu entwickeln.
Ein Netzwerk aus Polizei, Sozialarbeiter/-innen, Jugendamt und Schulen begleitet die Kinder und Jugendlichen pädagogisch und kriminalpräventiv, um ihnen Perspektiven zu geben und eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Bisherige ErfolgeIn anderen Städten und Kreisen gibt es die Initiative teils bereits seit mehreren Jahren – mit Erfolg. Seit 2011 haben fast 1.700 Kinder und Jugendliche nebst ihren Eltern das Programm durchlaufen; fast 800 von ihnen haben es erfolgreich abge-schlossen. Im Durchschnitt begehen vier von zehn Jugendlichen keine Straftat mehr, nachdem sie das Präventionsprogramm absolviert haben. Die Erfolgsquote liegt bei circa 40 Prozent. Bei den weiteren 60 Prozent werden Straftaten um mehr als die Hälfte verringert. Im Bereich der Körperverletzungsdelikte liegt die Quote sogar bei 75 Prozent.
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