Zu viert sind die Kolleginnen und Kollegen der Polizei NRW in einem Flughafen unterwegs. Sie geben sich gegenseitig Deckung auf der Suche nach einem gefährlichen Angreifer, der sich dort versteckt. Schritt für Schritt und Raum für Raum arbeiten sie sich durch den Flughafen. Plötzlich fallen Schüsse, eine Polizistin wird getroffen, ehe ihre Kolleginnen und Kollegen den Angreifer überwältigen können.
Was die vier dort erleben, ist kein regulärer Einsatz – auch wenn es sich für sie so anfühlt. Denn als sie ihren Helm abnehmen, stehen sie in keinem Flughafen, sondern in einer nahezu leeren Halle beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) der Polizei NRW.
„Shotpros bietet uns ganz neue Ansätze, damit wir Trainingsansätze für die Polizei entwickeln können“, sagt Polizeihauptkommissar Alexander Schäfer, Projektverantwortlicher beim LAFP NRW. „So können wir Polizistinnen und Polizisten viel besser auf hochriskante Einsatzsituationen wie Terroranschläge, Schusswaffenangriffe oder Amokläufe vorbereiten.“
Virtual-Reality-Lösung für Szenarien mit GefahrenpotenzialStreifenpolizistinnen und Streifenpolizisten sind immer wieder in der Rolle als First Responder – also polizeiliche Erstkräfte – in bedrohlichen und kritischen Einsätzen involviert. Dadurch entstehen für sie extreme Stress- und Leistungssituationen. „Ein großer Faktor, um diese kritischen Situationen erfolgreich zu meistern, ist die Fähigkeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, sagt Schäfer.
Genau dort setzt Shotpros an. 13 Projektpartner aus ganz Europa arbeiten zusammen an der Entwicklung eines Trainingsprogramms sowie einer Virtual-Reality-Lösung, um diese Szenarien zukünftig zu trainieren und damit die Leistungsfähigkeit der europäischen Sicherheitsbehörden weiter zu verbessern. Doch wie funktioniert das in der Praxis?
Shotpros bietet neue Möglichkeiten der Trainings-NachbesprechungVereinfacht gesagt ziehen die Kolleginnen und Kollegen eine bestimmte Ausrüstung an, mit deren Hilfe Sensoren erkennen, wie sie sich bewegen und wo sie sich gerade befinden. Eine Virtual-Reality-Brille sorgt zudem dafür, dass sie in eine bestimmte Szenerie eintauchen. Schauen sie in echt nach links, sehen sie auch innerhalb der Simulation nach links. Gehen sie vorwärts, tun sie das auch in der Simulation. So tauchen die Teilnehmenden in eine digital konstruierte Welt ein. Realitätsnah können sie auf diese Weise bestimmte Einsätze trainieren und auch empfinden, welche Gefühle damit verbunden sind.
Gleichzeitig kann eine Fortbildungstrainerin oder ein -trainer auf einem Bildschirm alles live verfolgen, was geschieht. Sie bzw. er kann die Perspektive aller Teilnehmenden einnehmen oder den Einsatz aus der Vogelperspektive beobachten. Das funktioniert nicht nur live, sondern auch als Wiederholung nach dem Einsatz, was neue Möglichkeiten in der Nachbesprechung bietet.
Hätte ich den Angreifer sehen können oder nicht, als er von der Seite auf mich geschossen hat? Wie kann ich mich weiter verbessern? Oder: Wie gehe ich an bestimmten Orten vor? Denn die Entwickler der Software können jede mögliche Umgebung generieren.
Renommierte europäische Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Polizei arbeiten zusammenSeit 2019 arbeitet das Shotpros-Team an dem Virtual-Reality-Projekt, das die Europäische Union mit seinem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 fördert. Zum Team gehören renommierte europäische Forschungseinrichtungen, internationale Unternehmen sowie polizeiliche Behörden aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Österreich, Schweden und Rumänien.
Drei Jahre sind für das Projekt vorgesehen, um risikoreiche Einsatzszenarien zukünftig noch besser zu trainieren und damit die Leistungsfähigkeit der europäischen Sicherheitsbehörden weiter zu verbessern.
Weitere Eindrücke zum Projekt Shotpros finden Sie auch in einem Imagefilm, der in Zusammenarbeit mit dem LAFP NRW entstanden ist.